Kascha Kolumna

Sport ist ihr Hobby

Das Selleriesaftexperiment Teil 4: Ein Jahr mit Sellerie

Facebook hat mir heute bei meinen Erinnerungen angezeigt, dass es jetzt genau ein Jahr her ist, seit ich mit meiner 90 Tage Selleriesaftkur angefangen habe. Wow! Und etwas erschreckend ist es auch, denn es bedeutet,  dass ich mich seit einem Jahr echt viel über Sellerie und Selleriesaft unterhalten habe. Eigentlich sollte es noch spannendere Themen als Sellerie im Leben eines Menschen geben. IMG_1343 2

Es ist auch ein Jahr ohne Schilddrüsenmedikamente. Ein Jahr mit weniger Gluten, ein Jahr mit ayurvedischen Kräutern, ohne Soja und ein Jahr nachdem es mir wahnsinnig schlecht ging. 

Schon an Silvester habe ich für mich Revue passieren lassen und nicht nur gutes festgestellt.

Zum Beispiel hatte ich mich in den 90 Tagen gefreut, dass ich abgenommen hatte. Es ist aber dabei geblieben, trotz wenig bis kein Gluten, veganer Ernährung und endlich wieder mehr Sport ist mein Körper wie vor einem Jahr. Das Gewicht ist nahezu gleich geblieben und ich hätte wirklich gerne etwas an Masse verloren. Das finde ich deprimierend. 

Es gibt ja immer diese Geschichten von Leuten, die ihr Leben wegen zu starkem Übergewicht oder einer Krankheit völlig auf den Kopf stellen. Sie beginnen sich mit Ernährung zu beschäftigen, starten mit einer Sportart und nehmen ab. Von da an ist ihre Sportart und ihre gewählte Ernährungsform die einzig richtige. Zum Beispiel wie dieser Typ, der mit grünen Säften viel abgenommen hat, ein anderer, der mit Paleo und Crossfit zu (temporärer) Schlankheit gekommen ist oder eine Freundin von mir, die mit Basenfasten abgenommen hat. Gemeinsam haben sie, dass sie vorher noch nie eine Diät gemacht haben.

Ich beschäftige mich mit Ernährung und Diäten seit ich denken kann. Ich habe auch mal viel abgenommen mit einem Konzept und habe dieses auch in mein Leben integriert. Doch nach einem Umzug und Wechsel zu Sportarten, die mehr auf Kraft als auf Ausdauer zielen, habe ich zugenommen. Nichts hat mehr funktioniert. Kein Weight Watchers, kein Paleo, keine Bodybuilder Diät. Einfach nichts. Und so ist es seit Jahren. Die Sellerie war ein kurzer Hoffnungsschimmer bis die Realität mich eingeholt hat. Da steht in meinem Kalender von 2018 genau das gleiche Gewicht wie Anfang 2019. Veränderung: Null.

Seit 2011 bin ich zu großen Teilen vegan. Das war für mich also keine Umstellung. Nur dieses Gluten. 

Es ist ein Jahr und ich hasse es immer noch glutenfrei sein zu sollen. Eine zeitlang hat geholfen, dass ich es wirklich schlecht vertragen habe und sofort deutlich hörbares Magengrummeln und Darmgeräusche bekommen habe. Mittlerweile habe ich mich wohl wieder dran gewöhnt und kann Gluten wieder besser oder immerhin nicht mehr deutlich hörbar vertragen. 

Und dabei esse ich gar nicht so oft Weizenprodukte. Nudeln aus anderen Zutaten habe ich auch schon früher gerne gegessen, einfach weil meiner Meinung nach Weizen fett macht. Aber zum Hummus schmeckt Brot einfach so gut. Ich wohne in Berlin und manchmal muss es einfach ein Falafel im Brot sein um den langen Heimweg zu überstehen. Chips, an denen Weizen dran ist. Vollkornbrot. Vegane Muffins oder Kuchen. Meine Lieblingsdonuts. Es ist plötzlich überall. 

Dabei koche ich jeden Tag selbst, nehme mein Essen in der Thermodose mit zur Arbeit. Trotzdem fühle ich mich eingeschränkt. Ganz schlimm ist es, bei Einladungen sagen zu müssen: „Für mich aber bitte glutenfrei!“ 

Gerade war ich mit einem Freund auf der Veggie World. Er hält sich an seine auferlegte Glutenfreiheit konsequenter als ich und er konnte die meisten Kostproben nicht ausprobieren. Mindestens einmal hat er es sogar noch ausgespuckt als ihm klar wurde, dass da Gluten drin ist. Vorbildlich. Und Spaßbefreit. 

Ganz schlimm finde ich auch, dass glutenfreie Produkte einkaufen bedeutet, dass alles in Plastik eingeschweißt ist. Und natürlich alles doppelt so teuer. Nicht unbedingt doppelt so lecker. 

Jedenfalls hatte mein Veganismus und die Glutenfreiheit zur Folge, dass mein Vater zu Weihnachten drei verschiedene Lasagnen für die verschiedenen Fraktionen in der Familie zubereitet hat: eine mit Fleisch und Käse für meine Eltern, eine mit Käse und ohne Fleisch für meine Schwester und eine vegane und glutenfreie für mich. Rührend, aber muss ich echt immer eine Extrawurst haben? Oh und Spaghetti! Wenn ich bei meinen Eltern zu Besuch bin, esse ich gerne richtige Spaghetti. Die haben nämlich den professionellen Spaghetti Topf und gigantische Pastateller. Und manchmal sind Spaghetti mit Tomatensoße einfach das allerbeste, was man überhaupt essen kann. Und ich weiß, dass ich Bauchschmerzen kriegen werde, aber bei meinem nächsten Besuch ist es mir das Wert. 

Seit einem Jahr habe ich eine Armada an Nahrungsergänzungsmitteln in meiner Küche: ayurvedische Kräuter, Magnesium, D3, Biotin, Zink, Selen, Eisen, usw usw. Alles was die Schilddrüse und mich unterstützen soll. Leider habe ich auch seit einem halben Jahr morgens kaum noch Zeit diese vielen Tabletten zu nehmen. Ich stehe einfach zu knapp auf. Dabei tun mir vor allem die ayurverdischen Kräuter richtig gut. 

Das Gurkenwasser, Zitronenwasser und Ingwerwasser begleitet mich noch sporadisch. Es tut immer gut, muss aber auch immer erst zubereitet werden. Ok, vielleicht bin ich im letzten Jahr auch einfach faul geworden und trinke zu wenig. 

Definitiv nicht faul bin ich in Sachen Sport. Da konnte ich im letzten Jahr fast wieder zu Normalität zurück kommen. Nur die Schläfchen, die sind leider immer noch oft endlos lang. Ob das aber an der Schilddrüse hängt, dem stressigen Terminplan oder unendlicher Langeweile, das ist mir noch nicht so klar. Der Aufstieg in den zweiten Stock macht mich nicht mehr fertig, ich muss nicht mehr nach jedem Gang zum Supermarkt ein Schläfchen machen und ich breche nach dem Sport nicht mehr in der U Bahn zusammen. Ich kann zur U Bahn rennen, habe kein Herzrasen mehr und keine Atemnot. Meine Fingernägel sind wieder stark und schön, meinen Haaren geht es gut, meine Haut ist besser. Also keine Schilddrüsensymptome hier. 

Alle Hashimotos kennen diese schreckliche Kälte, egal wie warm es eigentlich ist. Die habe ich nicht mehr. Wenn dann ist mir abends kalt. Aber ich wohne im Altbau, da kann es schon mal frisch sein. Prinzipiell habe ich mich in den letzten Jahren zu einer Schlange entwickelt. Also ich sauge Wärme förmlich auf. Das war früher nicht so. Jahrzehntelang habe ich gesagt, dass ich ein Wintertyp bin und Kälte der Hitze vorziehe. Diese Zeiten sind vorbei! Vielleicht werde ich aber auch nur alt. 

Ich habe es schonmal erzählt, dass die Sellerie einen starken Einfluss auf meine Periode hat. Keine Ahnung wieso, aber mit Selleriesaft habe ich weniger Schmerzen und eine entspanntere Blutung. Genau deshalb habe ich letzten Monat mal wieder Sellerie getrunken, nach einer längeren Pause. Es war eklig wie beim ersten Mal. Aber die Sache wert. IMG_1108

Es ist also ein Jahr nach dem Experiment nicht alles rosig und ich würde gerne noch einiges an meiner Lebensqualität ändern, aber es ist besser. Zum Vergleich habe ich aber immer noch die Zeit, die ich gerne die beste Zeit meines Lebens nenne. Zwei Jahre lang war ich fit, schlank und glücklich. Zu der Zeit habe ich Gluten gegessen. Und Fleisch. Und Käse. Und Sojadrink. Jeden Tag eine Tüte Gummibärchen. Am Wochenende Alkohol getrunken. Relativ wenig Gemüse. Und trotzdem ging es mir hervorragend. Ich glaube einfach nicht, dass es dieses eine Konzept gibt, dass für alle und für immer passt. Das Ernährungskonzept aus meiner besten Zeit hat mir lange gut getan und dann plötzlich nicht mehr. Die Sellerie hilft, aber nicht gegen alles. Die Tabletten haben mal geholfen und auch nicht. Vegan sein tut mir gut, aber auch als Allesfresser ging es mir gut. Es bleibt eine Suche und ich habe es noch lange nicht gefunden.

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